Wasserkraft als erneuerbare Energiequelle und Gefahr für die Artenvielfalt innerhalb des Projektgebietes von Alpenflusslandschaften: Vielfalt Leben von Ammersee bis Zugspitze
Die Nutzung von Wasserkraft zur Stromerzeugung schafft in mehrere Hinsicht Konflikte:
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Auf der einen Seite ist Wasserkraft eine regenerative Energiequelle, die zur Erreichung von Klimaschutzzielen, Minderung von Schadstoffemissionen und Schonung von Rohstoffen beitragen kann. Erneuerbare Energien bieten die Chance umweltfreundliche Energie zu erzeugen und Kern- und Kohlekraftwerke zu ersetzen.
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Auf der anderen Seite wird durch den Bau und Betrieb von Wasserkraftwerken aktiv in Fließgewässer eingegriffen und die natürlichen Funktionen gefährdet. Artenreiche Fließgewässer und Auen sind das ökologische Rückgrat unserer Landschaften und Lebensraum von Fischen und Kleinlebewesen. Durch den Bau von Wehranlagen und Triebwerkskanäle und den Einsatz von Turbinen können Schäden am Gewässerbett und an den Ufern entstehen. Zudem können Fische verletzt und getötet werden.
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Ein Eingriff in die Fließgewässer durch Wasserkraftwerke kann Veränderungen bezüglich des Sauerstoffgehalts, der Durchgängigkeit des Wassers, des Strömungsverlaufs und der Wassertemperatur bewirken.
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Besonders negative Auswirkungen auf die Natur haben Anlagen im Schwellbetrieb. Dabei werden die Kraftwerke zur Deckung von Spitzenstrombedarfen entweder nur zeitweise betrieben, oder die Stromerzeugung wird durch zusätzliche Turbinen erhöht. So wird aktiv in den Rhythmus der Fließgewässer eingegriffen und es kommt zu Veränderungen von Habitaten und Lebensbedingungen von Tieren und Pflanzen.
Um Klimaschutz und Naturschutz in Bezug auf die Nutzung von Wasserkraft zu vereinen, stellt der Bund Naturschutz e.V. Anforderungen, die hier nachzulesen sind: BN Positionspapier Wasserkraft
Wasserkraft in Bayern
In Bayern wurden bis 1850 rund 6.400 Wasserkraftanlagen an Bächen und Flüssen errichtet. Durch die technische Weiterentwicklung unterschiedlicher Turbinentypen zur Zeit der Industrialisierung stieg die Anzahl von Wasserkraftwerken bis 1926 auf rund 11.900 mit einer Gesamtleistung von 615.000 kW an. Mitte der 1960ger Jahre verlagerte sich die Stromerzegung zunehmend auf Kohle-, Öl- und Kernkraftwerke, das führte zum Rückbau und zu Stilllegungen von Wasserkraftwerken. Im Jahr 2015 existieren in Bayern 4.192 Wasserkraftwerke, die eine Gesamtleistung von 2.943.000 kW zur Verfügung stellen. Aktuell gibt es also so weniger Wasserkraftwerke als 1850, die jedoch sehr viel effizienter sind und deshalb auch mehr Strom erzeugen. Bemerkenswert ist, dass rund 200 Großkraftanlagen 92% des Stroms aus Wasserkraft in Bayern bereitstellen, während die restlichen 4.000 Kleinanlagen nur 8% beitragen.
Naturschutzorganisationen wie Greenpeace und der Umweltschutzverband Bund Naturschutz e.V. betonen, dass die Potentiale zur Wasserkraftnutzung in Bayern bereits voll ausgenutzt sind und dass eine Leistungssteigerung nur noch durch die Modernisierung von bereits bestehenden Anlagen möglich ist.
Im Hotspot-Gebiet des Projektes „Alpenflusslandschaften – Vielfalt leben von Ammersee bis Zugspitze“ befinden sich einige Wasserkraftwerke, die die Flüsse zum Teil erheblich negativ beeinflussen. „Sie sind dadurch in einem Zustand, der sich auch ohne weiteren Ausbau kontinuierlich verschlechtert – mit allen negativen Folgen für uns Menschen, Ökosystemdienstleistungen, die Lebensräume und ihre häufig hochspezialisierten Arten.“ (Artikel zum Hotspot-Projekt). Gerade deshalb müssen die Flusslandschaften geschützt werden.
Weitere Informationen zur kritischen Auseinandersetzung mit der Wasserkraftnutzung unter:
Bayerisches Landesamt für Umwelt
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